Warum ist Osnabrück Friedensstadt?

Osnabrück, die Friedensstadt! Ein Titel, der das besondere Profil der Stadt gut beschreibt und zugleich Herausforderung und auch Aufgabe ist. Aber wodurch begründet sich eigentlich dieser Titel?

Osnabrück ist gemeinsam mit Münster die Stadt des Westfälischen Friedens von 1648. Aber über viele Jahrhunderte hinweg wusste man die zukunftsweisende Bedeutung des Westfälischen Friedens nicht zu würdigen. Ganz im Gegenteil. Während andere europäische Staaten schon seit langer Zeit zu Nationen geworden waren, begünstigten die Bestimmungen des Westfälischen Friedens bis zur Reichsgründung 1871, dass Deutschland aus einer Vielzahl von Territorialstaaten unterschiedlicher Größe bestand, was als Schwäche empfunden wurde. Die Nationalsozialisten interpretierten den Friedensschluss gar als „Deutschlands tiefste Schmach“, was nicht verwunderlich ist, legte der Frieden doch die Grundlagen für das moderne europäische Staatensystem, basierend auf Prinzipien wie der Gleichberechtigung der Staaten und der Souveränität. Im Gegensatz hierzu war der Nationalsozialismus eine totalitäre Ideologie, die durch aggressive Expansion, Rassismus und den Holocaust geprägt war.

Jedoch nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges und der NS Gewaltherrschaft, als eine große internationale Staatengemeinschaft die Charta der Vereinten Nationen verabschiedete, besann man sich des Westfälischen Friedens, der schon im 17. Jahrhundert die Grundlagen für ein modernes Völkerrecht legte. 

Schon der Wiederaufbau des Rathauses als „Symbol des Friedens“ zur 300 Jahr-Feier des Westfälischen Friedens 1948, wurde in den thematischen Kontext gestellt. Auch eine frühe Friedensbewegung der Fünfziger- und Sechzigerjahre, das Kuratorium Osnabrücker Friedenstag, bezog sich darauf. Und „als Stadt des Westfälischen Friedens“ fühlte man sich ab den 1960er Jahren „in einem besonderen Maße verpflichtet“ Städtepartnerschaften zur Versöhnung im Nachkriegseuropa aufzubauen und zu pflegen.

Entgegen der landläufigen Annahme gab es jedoch keinen dezidierten Ratsbeschluss, Osnabrück mit dem profilgebenden Titel „Friedensstadt“ zu benennen. Der ist vielmehr das Ergebnis einer langjährigen Entwicklung.

Ab Mitte der Achtzigerjahre wurden aufgrund der Initiative von Lehrenden der Universität Osnabrück die Osnabrücker Friedensgespräche etabliert. Seit 1991, ebenfalls angeregt durch die Universität, wird der Erich Maria Remarque- Friedenspreis vergeben und rund um den Osnabrücker Friedenstag am 25. Oktober finden jährlich zahlreiche entsprechende Veranstaltungen statt, deren Höhepunkt sicher das Steckenpferdreiten der Osnabrücker Grundschüler „zum Lobe des Friedens“ ist.

Die 1992 beschlossene Konzeption Friedensförderung bündelte diese Aktivitäten: „Aus der Tradition der Stadt des Westfälischen Friedensschlusses fühlt sich Osnabrück der Förderung des Friedensgedankens und der Friedenssicherung in besonderem Maße verpflichtet. Dies bringt die Stadt durch vielfältige Aktivitäten zum Ausdruck, die sich auf die Sicherung des inneren und äußeren Friedens richten.“

Zur eigentlichen Stadtmarke wurde der Titel aber erst unter Oberbürgermeister Hans-Jürgen Fip (1991 – 2006), der das Profil „Friedensstadt“ als auch touristisch interessantes Alleinstellungsmerkmal erkannt und weiter ausgebaut hat.

Im Jahr 2001 bekräftigte der Rat mit dem Beschluss des „Handlungskonzepts Friedenskultur“ und der Gründung des Büros Friedenskultur das Engagement der Stadt für den Frieden.

Neben den Osnabrücker Friedensgesprächen und dem Erich Maria Remarque-Friedenspreis bilden heute das Felix Nussbaum-Haus, das Erich Maria Remarque-Friedenszentrum sowie die Deutsche Stiftung Friedensforschung die tragenden Institutionen der Friedensstadt.

Hinzu komme zahlreiche engagierte Vereine und Initiativen, die sich durchaus in dem Bewusstsein engagieren, hiermit nicht nur zum Profil der Friedensstadt etwas beizutragen, sondern auch eine Kultur des Friedens in der Stadt und darüber hinaus zu fördern. Hierzu gehören die internationalen Kulturvereine, interkulturelle und interreligiöse Initiativen ebenso wie Akteure aus dem Bereich der Friedens- und Erinnerungskultur.