Stolpersteine Kiefernweg

Stolpersteine in Osnabrück

"Stolpersteine" sind zehnmal zehn Zentimeter große Betonwürfel, die mit einer beschrifteten Messingplatte versehen sind. Auf der Platte eingraviert sind der Name, das Geburts- und Todesdatum eines Menschen, der während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in der Zeit von 1933 bis 1945 ermordet wurde. Die Steine werden vor den Häusern verlegt, in denen jene Menschen zuletzt freiwillig gelebt oder gearbeitet haben.

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Stolpersteine
Stolpersteine werden verlegt
Stolpersteine werden verlegt

So findet das Gedenken nicht weitab an Mahnmalen, Gedenkstätten oder zu festgelegten Tagen statt, sondern in der Mitte des alltäglichen Lebens einer Stadt. "Stolpersteine" ist ein Projekt des Kölner Künstlers Gunter Demnig, der diese Steine erstmals im Jahr 1996 in Berlin-Kreuzberg verlegte. Nur im übertragenden Sinne "stolpert" man über diese "Spuren" der Geschichte.

Im Dezember 2006 beschloss der Rat der Friedensstadt Osnabrück das Projekt auch in Osnabrück zu realisieren und beauftragte die Verwaltung, einen Vorschlag für die Umsetzung des Projektes "Stolpersteine" unter Einbeziehung der Bürgerschaft zu erarbeiten.
Am 15. November 2007 wurden die ersten Stolpersteine in Osnabrück verlegt.

Mit den "Stolpersteinen" wird in Osnabrück an die einzelnen Bürgerinnen und Bürger erinnert, die Opfer des NS-Regimes wurden. Sie waren unsere Nachbarn und in unserer Nachbarschaft wird ihrer gedacht.

Gedenken an die Opfer des NS-Regimes

Man kann sie nicht übersehen, die zehnmal zehn Zentimeter großen Messingplatten, die in Bürgersteige oder in Fußgängerzonen eingelassen werden. Jeder Stein erinnert an ein Leben, das vor über 70 Jahren von den Nationalsozialisten ausgelöscht wurde. Ob Juden, Sinti, Roma, politisch oder religiös Verfolgte, Deserteure, Homosexuelle oder Opfer der nationalsozialistischen Krankenmorde: Ihnen allen wird mit den Stolpersteinen gedacht.

„Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist. Dieser Stein, der auf der Erde liegt. Du musst, wenn Du lesen willst, Dich vor dem Opfer verbeugen und wenn Du dann hochguckst sieht man die Hausnummer, das Haus, da war der Mensch zu Hause.“
(Gunter Demnig)

Familie Imker
Familie Imker
Gunter Demnig verlegt Stolpersteine
Künstler Gunter Demnig verlegt Stolpersteine in Osnabrück
Künstler Gunter Demnig verlegt Stolpersteine in Osnabrück

Der Künstler Gunter Demnig

Gunter Demnig wurde 1947 in Berlin geboren. Er studierte ab 1967 Kunstpädagogik und Industrial Design an der Hochschule für bildende Künste Berlin (HfbK) und später freie Kunst an der Universität Kassel. Seit 1985 hat er ein Atelier in Köln.

Gunter Demnig bezeichnet sich selbst als "Spurenleger". So hat er sich in seinem künstlerischen Werk die Aufgabe gestellt, die Spuren, die Völkermord und Krieg hinterlassen haben, nachzuzeichnen.

In den 1970er Jahren provozierte Demnig in Berlin mit einer Kunstaktion gegen den Vietnamkrieg und auch in seinem weiteren Schaffen war seine Kunst häufig politisch intendiert. 1985 brachte Demnig zur Hamburger Friedensbiennale rund 1200 Friedens- und Freundschaftsverträge aus über 4000 Jahren Menschheitsgeschichte auf eine zwölf Meter lange Rolle aus Dachdeckerblei auf. Zur Erinnerung an die Deportation der Sinti und Roma aus Köln im Jahr 1940 zog er 1990 eine Kreidespur durch Köln, die den Weg der Deportierten vom Sammelplatz bis zur Verladerampe nachzeichnete. Um diese Spur dauerhaft zu erhalten, hat er sie an einigen Stellen als Schriftzug in Messing geprägt. Dieses Projekt gilt als Vorläufer des Projektes Stolpersteine.

1996 verlegte Demnig, zunächst ohne Genehmigung, die ersten Stolpersteine in Berlin-Kreuzberg. Seit 2000 verlegt er nicht nur in hunderten von deutschen Städte und Gemeinden Stolpersteine, sondern auch im europäischen Ausland. Denn auch in den von den Deutschen besetzten Ländern wurden insbesondere Juden, Sinti und Roma und politisch Oppositionelle verfolgt und ermordet.

Jeder Stein steht dabei auch symbolisch für die anderen Opfer des NS-Regimes. Denn dem Anspruch, jedem Menschen mit einem einzelnen Stein zu gedenken, kann der Künstler in Anbetracht der vielen Millionen Opfer nicht gerecht werden.

Bürgerengagement

Das Projekt Stolpersteine ist ein Projekt der Osnabrücker Bürgerschaft. Der im Februar 2007 gegründete "Initiativkreis Stolpersteine", zusammengesetzt aus engagierten Einrichtungen, Initiativen und Einzelpersonen, koordinierte maßgeblich die Anfänge des Projektes, die sich für ein Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus einsetzen.

Unterstützt wurde er dabei vom Büro für Friedenskultur der Stadt Osnabrück und drei Arbeitskreisen, die ebenfalls vor allem zu Beginn des Projektes wichtige Grundlagen legten.

Der “Arbeitskreis Opferrecherche” recherchierte vor allem zu den Opfergruppen, zu denen wenig gesicherte oder keine Daten vorlagen.
Der “Arbeitskreis Öffentlichkeitsarbeit” unterstützte die Außendarstellung des Projektes Stolpersteine. So wurde in Kooperation mit den "Gestaltungstechnischen Assistenten" des Berufsschulzentrums am Westerberg ein Info-Flyer produziert und eine Internetseite zum Projekt Stolpersteine Osnabrück ins Leben gerufen.

Dem “Arbeitskreis Opferdefinition” gehören Vertretungen der Osnabrücker Gedenkstätten und Historiker an, die im Vorfeld einer jeden Stolpersteinverlegung die Rechercheergebnisse überprüfen und darüber beraten, ob jemand Opfer im Sinne des Projektes Stolpersteine ist. Ausschlaggebend hierfür sind die zu Beginn des Projektes festgelegten Kriterien für Osnabrück.

Nicht zuletzt sind es die “Patenschaften”, die das Projekt zu einem der Projekt der Osnabrücker Bürgerinnen und Bürger, von Einzelpersonen, Schulen, Vereinen oder auch Firmen machen. Dank ihrer Unterstützung gibt es in Osnabrück nun ein dezentrales, die ganze Stadt umfassendes Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus. 

Bürger verlegen neue Stolpersteine
Bürger verlegen neue Stolpersteine