Die Friedensgespräche

Das Ende der Aufklärung? Wissenschaft zwischen Skepsis und Indienstnahme

Podiumsdiskussion am 27. November 2024

Am 27. November findet das Osnabrücker Friedensgespräch „Das Ende der Aufklärung? Wissenschaft zwischen Skepsis und Indienstnahme“ um 18 Uhr in der Osnabrücker Schlossaula (Neuer Graben 29) statt. Auf dem Podium diskutieren Prof. Dr. Anna Leuschner, Professorin für Wissenschaftsphilosophie, Bergische Universität Wuppertal, Prof. Gert Scobel, Wissenschaftsjournalist und Fernsehmoderator, sowie Prof. Dr. György Széll, Soziologe der Universität Osnabrück. Moderiert wird die Veranstaltung von Prof. Dr. Susanne Boshammer, Universität Osnabrück. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. 

In den letzten Jahrzehnten hat das Vertrauen in die Wissenschaft nachweislich abgenommen und die grundsätzliche Kritik an der Wissenschaft spürbar zugenommen: In beunruhigender Weise zeigt sich diese Entwicklung insbesondere seit der COVID-19-Pandemie, etwa im Kontext der Verbreitung diverser Verschwörungstheorien oder auch dem Verbot der Lehre der Evolutionstheorie in verschiedenen Staaten der Welt. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die zu bestimmten Themen forschen und in den Medien präsent sind, erleben mitunter gezielte Anfeindungen und Hass. Bewusst wird das Vertrauen in die Wissenschaft auch durch politische Akteure erschüttert und untergraben – die wissenschaftsfeindliche Rhetorik des designierten Präsidenten der USA ist beispielhaft für den Versuch, das Wesen der Wissenschaft grundsätzlich in Frage zu stellen. 

Zugleich lässt sich beobachten, wie Wissenschaft durch ökonomische Interessen, von der Pharma-, über die Tabak-, bis hin zur Rohstoffindustrie, zunehmend vereinnahmt und in Dienst genommen wird. Im Rahmen der Veranstaltung wenden sich die Friedensgespräche diesem Spannungsfeld zwischen Skepsis und Indienstnahme zu, um über Wesen, Gründe und Folgen von Wissenschaftsleugnung wie auch -manipulation zu sprechen. Wie kann sich das Wissenschaftssystem dieser Gefahren erwehren? Was ist die angemessene Funktion und Rolle von Wissenschaft in modernen Gesellschaften? 

Die Osnabrücker Friedensgespräche rücken 2024 die Themen Forschungsfreiheit und das Recht auf Bildung als wichtige Elemente unserer freiheitlich demokratischen Gesellschaft in den Fokus und stehen im Zeichen zweier besonderer Jubiläen in diesem Jahr: Dem 50. Geburtstag der Universität Osnabrück und dem 75-jährigen Bestehen unseres Grundgesetzes.

Hintergrund

2016 referierte Vitali Klitschko über die Ukraine als „Land in der Zerreißprobe“. Ein Jahr später diskutierte Frank Walter Steinmeier über Lösungsmodelle für die Konflikte im Nahen und Mittleren Osten. Später stand die Frage zur Debatte, ob die Demokratie sich selbst Raum für Populismus schafft. In der Regel sechs Mal im Jahr treffen sich Politiker, Wissenschaftler, Journalisten sowie Persönlichkeiten aus Kultur und Religion in Osnabrück, um über Probleme unserer globalisierten Welt zu debattieren. Vor allem Fragen zur Friedensförderung und Friedenserhaltung stehen im Fokus. Der Name des Forums: die Osnabrücker Friedensgespräche.

Seit der Geburtsstunde im Jahr 1986 entwickelten sich die Friedensgespräche zu einem Veranstaltungsformat, das dem Auftrag Osnabrücks als Friedensstadt in besonderer Art gerecht wird. Die Runde, die in Kooperation von Stadt und Universität ins historische Rathaus oder Osnabrücker Schloss eingeladen wird, sorgt in der Regel über die Grenzen der Region hinaus für viel mediale Aufmerksamkeit. Aktuelle Konflikte in der Welt werden, wenn möglich im Rahmen kurzfristig organisierter Sonderveranstaltungen thematisiert.

In enger Verbindung mit den Friedensgesprächen wurde 1993 eine Konzertreihe aus der Taufe gehoben, die das Thema Frieden aus musikalischen Perspektiven beleuchtet: "musica pro pace". Es werden Kompositionen zur Aufführung gebracht, in denen das Verderben des Krieges und die Sehnsucht des Menschen nach Frieden musikalisch zum Ausdruck gebracht werden.

Dr. Rainer Herrmann (links), Frankfurter Allgemeine Zeitung, im viel beachteten Gespräch mit Frank-Walter Steinmeier. Foto: Hermann Pentermann
Dr. Rainer Herrmann (links), Frankfurter Allgemeine Zeitung, im viel beachteten Gespräch mit Frank-Walter Steinmeier. Foto: Hermann Pentermann