Warum ist Osnabrück Friedensstadt?

Entgegen der landläufigen Annahme gab es keinen dezidierten Ratsbeschluss, Osnabrück mit dem profilgebenden Titel „Friedensstadt“ zu benennen.

Im Oktober 1992 hat der Rat die „Konzeption Friedensförderung“ beschlossen. Dem ist eine langjährige Entwicklung vorausgegangen, die im Grunde bereits ein paar Jahre nach dem Ende des Krieges begann. 

Schon der Wiederaufbau des Rathauses als „Symbol des Friedens“ zur 300 Jahr-Feier 1948 wurde in den Kontext des Westfälischen Friedens gestellt. Auch eine frühe Friedensbewegung der Fünfziger- und Sechzigerjahre, das Kuratorium Osnabrücker Friedenstag, bezog sich darauf. Und „als Stadt des Westfälischen Friedens“ fühlte man sich ab den 1960er Jahren „in einem besonderen Maße verpflichtet“ Städtepartnerschaften zur Versöhnung im Nachkriegseuropa aufzubauen und zu pflegen. 

Schließlich wurden aufgrund der Initiative von Lehrenden der Universität Osnabrück ab Mitte der Achtzigerjahre die Osnabrücker Friedensgespräche etabliert. Seit 1991, ebenfalls angeregt durch die Universität, wird der Erich Maria Remarque- Friedenspreis vergeben und die Veranstaltungen rund um den Osnabrücker Friedenstag am 25. Oktober wurden weiter ausgebaut. 

Die 1992 beschlossene Konzeption Friedensförderung bündelte diese Aktivitäten: „Aus der Tradition der Stadt des Westfälischen Friedensschlusses fühlt sich Osnabrück der Förderung des Friedensgedankens und der Friedenssicherung in besonderem Maße verpflichtet. Dies bringt die Stadt durch vielfältige Aktivitäten zum Ausdruck, die sich auf die Sicherung des inneren und äußeren Friedens richten.“ 

Zur eigentlichen Stadtmarke wurde der Titel aber erst unter Oberbürgermeister Hans-Jürgen Fip (1991 – 2006), der das Profil „Friedensstadt“ als auch touristisch interessantes Alleinstellungsmerkmal erkannt und weiter ausgebaut hat.

Im Jahr 2001 bekräftigte der Rat mit dem Beschluss des „Handlungskonzepts Friedenskultur“ und der Gründung des Büros Friedenskultur das Engagement der Stadt für den Frieden.

Neben Friedensgesprächen und Friedenspreis bilden heute das Felix Nussbaum-Haus, das Erich Maria Remarque-Friedenszentrum sowie die Deutsche Stiftung Friedensforschung die tragenden Institutionen der Friedensstadt. 

Hinzu komme zahlreiche engagierte Vereine und Initiativen, die durchaus in dem Bewusstsein zum Profil der Friedensstadt etwas beizutragen, sich engagieren. Hierzu gehören die internationalen Kulturvereine und interreligiöse Initiativen ebenso wie Akteure aus dem Bereich der Friedens- und Erinnerungskultur.