Post für Golrokh Iraee: Jede einzelne Karte hilft

Als erste Kommune hat die Stadt Osnabrück eine Háwar-Patenschaft für eine inhaftierte Iranerin übernommen. Golrokh Iraee ist schon mehrfach im Iran festgenommen worden. Die Schriftstellerin und Menschenrechtsaktivistin setzt sich gegen die Todesstrafe ein und gegen die Unterdrückung von Frau-en sowie ethnischen und religiösen Minderheiten. Mit einer Postkarte kann jede und jeder aus Osnabrück „Golli“ wie sie von ihren Freunden genannt wird, helfen und unterstützen.

Mit jeder Patenschaft wird Öffentlichkeit geschaffen für Menschen, die das Regime am liebsten klammheimlich töten oder wegsperren würde. „Golrokh Iraees Menschenrechte werden wieder und wieder verletzt“, sagt Osnabrücks Oberbürgermeisterin Katharina Pötter. „Es darf nicht sein, dass Menschen wie sie, von denen es viele im Iran, gibt, vergessen werden. Sie haben nichts getan und sind Willkür und Ungerechtigkeit ausgesetzt.“

Dank der Patenschaft werden die Namen der Gefangenen bekannt und es wird Druck auf die Machthaber ausgeübt. Jede Postkarte, die das Gefängnis erreicht, übt Druck aus. Öffentlichkeit kann die Gefangenen schützen. Verhöre, erzwungene Geständnisse, unfaire Gerichtsprozesse sollen nach dem Willen der Machthaber im Iran im toten Winkel stattfinden. 

„Dass Osnabrück eine Friedensstadt ist, können wir jetzt unter Beweis stellen“, sagt Oberbürgermeisterin Katharina Pötter. „Es ist keine große Mühe, eine Postkarte zu schreiben, aber dieser kleine Aufwand bewirkt etwas. Bitte machen Sie alle mit!“ Der Zeitpunkt passt gut: Am Dienstag, 10. Dezember, ist Tag der Menschenrechte. 

Die vorgefertigten Postkarten können bestellt werden im Gleichstellungsbüro unter vorzimmer16noSpam@osnabruecknoSpam.de. Zudem liegen sie überall im Stadtgebiet aus, zum Beispiel in den Gemeinschaftszentren oder im Kulturhaus in der Marienstraße.  

Golrokh Iraee wurde 2014 zum ersten Mal festgenommen. Bei einer Hausdurchsuchung fanden Sicherheitskräfte eine unveröffentlichte Geschichte, die Iraee über die Steinigung einer Frau geschrieben hatte. Die Schriftstellerin wurde wiederholt inhaftiert und gefoltert. Nach Ausbruch der "Frau, Leben, Freiheit"-Proteste wurde sie "präventiv" festgenommen, weil das Regime Angst hatte, sie könnten die Massen mobilisieren. Aber auch aus dem Gefängnis heraus engagiert sich Iraee weiter für Menschenrechte.

Über das Háwar-Patenschaftsprogramm
Das Háwar.help-Patenschaftsprogramm vermittelt Patenschaften für politisch Inhaftierte in Iran – vor allem an deutsche Politikerinnen und Politiker. Die Stadt Osnabrück ist die erste Kommune, die eine Háwar-Patenschaft übernommen hat. Golrokh Ebrahimi Iraee ist die Frau, für die Osnabrück nun als Stadt die Patenschaft übernimmt. Sie ist eine Schriftstellerin und Menschenrechtsaktivistin, die immer wieder für ihren Aktivismus im Iran inhaftiert wurde.

Sie ist eine von mehr als 20.000 Gefangenen, die seit dem Erstarken der Protestbewegung infolge des Mords an der Kurdin Jina Mahsa Amini im September 2022 festgenommen wurden: Mindestens neun Personen wurden im direkten Zusammenhang mit den “Frau, Leben, Freiheit”-Protesten bereits hingerichtet. Viele weitere sind akut von einer Hinrichtung bedroht, andere sollen auf Jahrzehnte weggesperrt werden.

Mit jeder Patenschaft wird Öffentlichkeit geschaffen für Menschen, die das Regime am liebsten klammheimlich töten oder wegsperren würde. Die Namen der Gefangenen werden bekannt und es wird Druck auf die Machthaber ausgeübt.

Das Programm wurde bislang im beispiellosen Einsatz von Mariam Claren, Tochter der in Iran inhaftierten deutschen Staatsbürgerin und Frauenrechtlerin Nahid Taghavi, der Aktivistin Daniela Sepehri und der Journalistin Mina Khani – beide ebenfalls mit familiären Bezügen zu Iran – geführt.

Seit Beginn des Programms im November 2022 konnten mehr als 450 Patenschaften an politische Amtsträgerinnen und -träger vermittelt werden.

Eine Patenschaft ist keine Garantie dafür, dass jemand freigelassen wird. Sie ist jedoch ein wichtiges Instrument, zusätzlich zum Engagement der Familien, Öffentlichkeit und politischen Druck zu schaffen.