Oberbürgermeisterin Katharina Pötter zeigte Father Michael Lapsley den Friedenssaal und würdigte seine Verdienste für Frieden und Versöhnung. „Gäbe es einen Saal, der in Pretoria, Kapstadt oder Bloemfontein von dem Friedenswerk des Endes der Apartheid in Südafrika vor 30 Jahren und der anschließenden Aufarbeitung dieses Menschheitsverbrechens zeugen würde, müsste dort sicher auch Ihr Portrait hängen.“ Seine Verdienste stehen in einer Reihe mit denen von Nelson Mandela, Bischof Desmond Tutu, Dennis Goldberg und vielen anderen, die gegen die Apartheid in Südafrika gekämpft haben – viele auch unter Einsatz ihres Lebens.
Lapsley wurde im Juni 1949 in Hastings, Neuseeland, geboren. Er studierte in Australien und wurde dort ordiniert. 1973 ging er zur Fortsetzung des Studiums nach Durban, Südafrika, wo er später als Kaplan für die Studierenden aller Hautfarben an den Universitäten von Durban arbeitete. 1976 begann er sich für Schulkinder einzusetzen, die zu jener Zeit Angst haben mussten, erschossen oder verhaftet und gefoltert zu werden.
Als Michael Lapsley zu Beginn der 1970er Jahre durch seinen anglikanischen Orden nach Südafrika gesandt wurde, fanden er ein Land vor, in dem vier Millionen Menschen weißer Hautfarbe mehr als 40 Millionen Menschen schwarzer Hautfarbe systematisch unterdrückten und das durch alltägliche, willkürliche Gewalt gegen die Bevölkerungsmehrheit geprägt war.
Im September 1976 wurde Lapsley des Landes verwiesen und ging zunächst nach Lesotho, dann nach Simbabwe. Er schloss sich dem ANC an, dem Afrikanischer Nationalkongress, der als führende Bewegung gegen die Apartheid aus dem Exil und dem Untergrund heraus agierte. Seine Mitwirkung an Protesten führte zur Ausweisung aus Südafrika.
In Simbabwe wurde ihm 1990, drei Monate nach der Freilassung von Nelson Mandela, vom Civil Cooperation Bureau, einer Einheit der South African Defence Force, eine Briefbombe geschickt, bei deren Explosion er beide Hände und ein Auge verlor. „Trotz dieser traumatischen Erfahrung und ihrer bleibenden Folgen fassten Sie wieder Mut zum Leben, auch weil Ihnen viel Solidarität und Unterstützung zu Teil wurde“, sagte Oberbürgermeisterin Katharina Pötter.
Nach seiner Genesung kehrte Michael Lapsley 1992 nach Südafrika zurück, wo er 1993 Kaplan des Trauma Centre for Victims of Violence and Torture in Kapstadt wurde, das die Arbeit der südafrikanischen Wahrheits- und Versöhnungskommission unterstützte. 1998 gründete er ebenfalls in Kapstadt das
Institutefor the Healing of Memories (IHOM), dem er seitdem als Direktor vorsteht. Pötter: „In Ihrer wertvollen Arbeit ermöglichen Sie Menschen in einem geschützten Raum einen heilsamen Umgang mit den erlittenen Verletzungen der Vergangenheit zu finden.“
Nach seinem Eintrag ins Goldene Buch sagte Father Michael Lapsley: „Ich glaube an die Kraft von Verhandlungen, so wie sie hier in Osnabrück stattgefunden haben und auch Südafrika Ende der 1990-Jahre geholfen zu haben, die Apartheid zu beenden.“ Er dankte für den herzlichen Empfang und die Erinnerung daran, dass auch Desmond Tutu und Dennis Goldberg in Osnabrück waren und damit Südafrika und die Friedensstadt verbunden haben. „Ich habe nun auch ein festes Heim in Osnabrück und ich glaube, Nelson Mandela, Desmond Tutu und Dennis Goldberg lächeln uns vom Himmel aus zu.“