Das öffentliche Rahmenprogramm mit Führungen und Stadtrundgängen startet am Sonntag, 15. September, um 13 Uhr.
„Die Villa_“ versteht sich als Debatten-Raum, als ein Ort, in dem Ideen entstehen, wie die Demokratie gestärkt werden kann. Ausgangspunkt ist eine neu konzipierte, kritische Dauerausstellung über die Zeit des Nationalsozialismus und zum Leben und Wirken des Osnabrücker Juristen Hans Georg Calmeyer. Er hat während des Nationalsozialismus Juden gerettet, sich zugleich jedoch am NS-Terror mitschuldig gemacht. Diese Ambivalenz gibt der „Villa_“ ihre inhaltliche Orientierung.
Ausgehend vom menschlichen Handeln stellen sich Fragen: Wie verhielten sich Menschen in der nationalsozialistischen Gesellschaft? Welche Handlungsspielräume hatten sie? Welche Formen des Widerstands gab es? Und: Was bedeutet das für heute? Was tun wir heute für unsere Gesellschaft? Diese Themen greift „Die Villa_“ mit einem umfassenden Begleitprogramm aus Führungen, Workshops, Beteiligungsprojekten, Vorträgen, Literatur- und Filmreihen auf. Zum Konzept der „Villa_“ gehört eine klare Haltung: Debatten sollen hier offen und kritisch geführt, Meinungen ausgetauscht und Ideen formuliert werden, die alle gesellschaftlichen Gruppen gemeinsam tragen können.
Das klare Bekenntnis zur Demokratieförderung ergibt sich auch aus dem Standort des neuen Angebots im Museumsquartier Osnabrück: „Die Villa_“ blickt als einstiger Sitz der Osnabrücker NSDAP auf eine Geschichte als Täterort zurück und war lange als „braunes Haus“ bekannt. Heute thematisiert „Die Villa_“ Neo-Nationalsozialismus und Rechtsextremismus und tritt mit ihrem Programm auch der Desinformation entgegen, die Rechtsextreme nutzen, um unsere Gesellschaft zu destabilisieren.
Besonders wichtig sind daher die Angebote der „Villa_“ für Jugendliche. Zum museumspädagogischen Angebote gehören Workshops für junge Menschen ab 15 Jahren. Sie greifen die Geschichte des Hauses und die Ausstellungsthemen auf und behandeln unter anderem Themen wie „Formen der Diskriminierung“, „Zivilcourage“ und „Verantwortung und Täterschaft“. Zusätzlich werden Stadtrundgänge zur nationalsozialistische Geschichte angeboten.
Über Hans Georg Calmeyer: Der Osnabrücker Jurist Hans Georg Calmeyer, war von 1941 bis 1944, während der deutschen Okkupation der Niederlande, Teil der deutschen Besatzungsverwaltung. Dort verantwortete er das Überleben, aber auch den Tod in den Niederlanden lebender Juden und Jüdinnen. Er entschied in „rassischen Zweifelsfällen“ über den Status „Arier“ oder „Jude“ und „Halbjude“. Davon hing das Leben der Betroffenen ab. Knapp 3.000 Verfolgte gelangten auf die „Calmeyer-Liste“ und entgingen so der Deportation. Er hat Juden gerettet, sich jedoch zugleich am NS-Terror mitschuldig gemacht. Calmeyers politische, ethische und persönliche Motive lassen sich nicht abschließend bewerten.