Hans Georg Calmeyer

Zu den Osnabrückern, die über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt wurden, gehört Hans Georg Calmeyer. Während des Zweiten Weltkriegs wurde er von den Nationalsozialisten in den gerade besetzten Niederlanden als Leiter einer nicht unumstrittenen Behörde eingesetzt: der Entscheidungsstelle für Zweifelsfälle in Rassefragen. In dieser Funktion gelang es Calmeyer, mehreren Tausend Juden das Leben zu retten, indem er ihnen eine Revision ihrer früheren Regis­trierung als Juden bescheinigte. So entgingen diese der Deportation und dem sicheren Tod in einem KZ.

Am 23. Juni 1903 war Hans Georg Calmeyer in Osnabrück geboren worden. In Jena ließ er sich nach dem Abitur zum Juristen ausbilden. 1931 kehrte er nach Osnabrück zurück und praktizierte als Rechtsanwalt. Zeitweise wurde ihm die Zulassung als Anwalt von den Nazis aberkannt, weil er Kommunisten vor Gericht verteidigt hatte. Später wurde seine Zulassung wiedererteilt.

Nach Ausbruch des Krieges nahm er als Soldat am Einmarsch in die Niederlande teil. Die Besatzungsbehörde in Den Haag kommandierte ihn 1941 zum Reichskommissariat Niederlande ab, wo er die Abteilung „Innere Verwaltung“ leitete. Genau hier gelang es ihm, unentdeckt von den Nazis sein Rettungswerk zu verwirklichen. Mehr als 2600 Antragstellern soll Calmeyer eine Bescheinigung ausgestellt haben, kein Jude zu sein. In den Niederlanden wurde hinter vorgehaltener Hand schon bald von „Calmeyer-Juden“ gesprochen.

Nach seinem Tod hat die Internationale Holocaust Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem Hans Georg Calmeyer wegen seiner Verdienste den Ehrentitel 'Gerechter unter den Völkern' verliehen. Die Friedensstadt Osnabrück ehrte ihn 1995 mit der Verleihung der Möser-Medaille.

Hans Georg Calmeyer nutzte während des Hitler-Regimes seine Stellung bei der Besatzungsverwaltung in Den Haag aus, um „ein Rettungsfloß zu bauen“. Foto: Erich Maria Remarque-Friedenszentrum
Hans Georg Calmeyer nutzte während des Hitler-Regimes seine Stellung bei der Besatzungsverwaltung in Den Haag aus, um „ein Rettungsfloß zu bauen“. Foto: Erich Maria Remarque-Friedenszentrum